MENSCH FORMt NATUR
14. September - 30. Oktober 2024
Bildhauerei in Bronze, Gips und Edelstahl und Installation I Antonia Leitner
Malerei I Gerd Lepic
Malerei I Heinz Stoewer
In einer Zeit, in der uns die Natur mit ihrem beeindruckenden Farbenspiel und mit reicher Ernte von Frucht und Korn beschenkt, widmen wir uns unter dem Motto MENSCH FORMt NATUR vom 14. September - 30. Oktober in Ausstellungen und Dialogrunden dem Verhältnis von Mensch und Natur. In unserer von digitalen Technologien bestimmten Welt rücken wir ins Bewusstsein, wie der Mensch die Natur formt und die Natur den Menschen. Auf dieses verletzliche Gleichgewicht blickend stellen wir uns die Frage, wie wir die Grenzen des Machbaren und der Beherrschbarkeit von Natur und Mensch erkennen können.
In diesem Zyklus können Sie sich auf spannende Events freuen:
- Ein Gesprächsabend mit Philosoph Krisha Kops, Erzieherin Claudia Lautenbacher und Künstlerin Yvonne Fontane
- Konzert mit Akkordeonquintett QUINTISSIMO
- BLAUE STUNDE mit Biobäuerin Magdalena Kühn und Künstlerin Yvonne Fontane
Veranstalter: RAUMdurchKUNST
MENSCH FORMt NATUR - Ein Beitrag von Kunsthistorikerin Bettina Gaebel MA
Die Beziehung zwischen Mensch und Natur ist seit jeher ein komplexes und dynamisches Wechselspiel. Unsere Fähigkeit, die Natur zu beeinflussen, zu formen und nach unseren Bedürfnissen zu gestalten, ist tief in der Geschichte der Menschheit verankert. Von der Landwirtschaft über den Städtebau bis hin zur modernen Technologie – der Mensch hat die Umwelt kontinuierlich verändert, um sich anzupassen – um zu überleben. Dass dieser Eingriff in die Natur nicht nur positive Auswirkungen hat, wissen wir alle.
Doch darauf wird der Schwerpunkt der Ausstellung- und des Veranstaltungszyklus nicht liegen. Wir haben es heute mit drei KünsterInnen zu tun, für die die Natur Inspirationsquelle ist und das Eintauchen in die Natur Quelle neuer Schöpfungskraft, die sich auf den Betrachter überträgt.
Vielleicht ist Ihnen das klein gedruckte „t“ im Titel aufgefallen: wenn wir das t für einen Moment ausblenden und stattdessen die drei Substantive Mensch Form und Natur gleichberechtigt nebeneinander stehen lassen, eröffnet sich ein Blick, der die drei Begriffe in Balance und in ein Spannungsverhältnis bringt: die Form steht in der Mitte, Mensch und Natur wirken auf sie ein. Die Natur formt sich die sie umgebenden Gegenstände und der Mensch – der Künstler bildet mal absichtsvoll, mal dem künstlerischen Prozess sich ausliefernd die Form heraus. Und genau in diesem Kräfteverhältnis bewegen sich alle drei Künstler und kommen zu ganz unterschiedlichen Bildaussagen.
Die Naturphilosphin Myriam Gerhard an der Forschungsstelle für Kritische Naturphilophie an der Universität Oldenburg sagt im Interview mit dem Titel Blick auf das Andere (https://uol.de/aktuelles/natur-der-blick-auf-das-andere) Zitat „Von der Natur zu sprechen, erscheint uns als das Natürlichste überhaupt. Dabei gibt es die Natur gar nicht. Es gibt Naturgegenstände, wie Steine, Bäume, Flüsse oder Berge, aber nicht die eine Natur. Natur ist kein Ding, sondern ein Begriff.
Dieser Begriff lässt sich in unterschiedlichen Formen bis zur Antike zurückverfolgen – und er ist eng mit der Denk- und Geistesgeschichte der Menschen verbunden.
Wir nutzen ihn, um uns als Menschen von dem abzugrenzen, was wir nicht sind – was im Gegensatz zu Artefakten nicht von uns hervorgebracht wurde. (…) Sie ist eine von den Menschen unabhängige Kraft. Und sie folgert aus diesen Überlegungen für unseren Umgang mit der Natur: …in der öffentlichen Debatte solle es nicht nur um eine naturwissenschaftliche Auffassung von der Natur gehen, sondern unter anderem auch um eine ästhetische, politische oder ökonomische. „Indem wir auf diese Weise kritisch reflektieren, können wir nicht nur die Natur, sondern auch uns selbst vor einer Extinktion bewahren. Der Begriff der Natur als das Andere unserer selbst ermöglicht uns, dieses Vehältnis immer wieder zu hinterfragen. Denn technische Neuerungen oder politische Veränderungen beispielsweise verändern die Balance zwischen Natur und Mensch laufend. Wir haben es also mit zwei Kräften zu tun, die formbildend sind: den Menschen und die Naturkräfte.“