RAUMdurchKUNST zeigt vom 02. Mai bis 21. Juni die neue Ausstellung „JÜRGEN WELKER – 3 Schaffensphasen“. Damit widmet RAUMdurchKUNST einem der bekanntesten Künstler der Region eine Einzelausstellung, die einen Überblick über seine schöpferische Vielfalt in der Malerei und Zeichnung auf Leinwand und Papier zeigt. 

Die Verkaufsausstellung vermittelt einen Querschnitt aus Welkers Schaffen in der Zeit von 2006 bis 2025 und ermöglicht es Kunstinteressierten und Sammlern die Werke in einer Gesamtschau einzuordnen und zu erwerben. Sie präsentiert wesentliche Schwerpunkte seiner Tätigkeit als Meister der abstrakten Landschafts- und Figurenmalerei sowie seiner später dominierenden abstrakt expressionistisch geprägten und gestisch impulsiven Bildwerke, in denen er mit Farbe ebenso virtuos experimentiert wie mit Monochromie. 

Foto: Der Künstler in seinem Atelier. 

BIOGRAPHISCHES

Jürgen Welker studierte Malerei und Zeichnung an der Akademie der freien Künste in Karlsruhe. Wichtige Impulse erhielt er von international angesehenen Gegenwartskünstlern. Zu seinen Lehrern gehören unter anderem Markus Lüpertz, einer der Protagonisten der Neuen Wilden, Max Neumann, ein wichtiger Vertreter der figurativen Gegenwartskunst sowie der Dokumenta Künstler Erwin Gross. Jürgen Welker ist an nationalen und internationalen Kunstausstellungen beteiligt. Nach dem Studium der Malerei und Zeichnung und verschiedenen Stationen als freier Künstler ließ er sich 2008 im bayerischen Oberland nieder, wo seine großformatigen abstrakten Bilder entstehen. In Meisterkursen, Gruppen- und Einzelunterricht widmet sich Welker außerdem der Lehre. 

Für die Werkschau schöpft RAUMdurchKUNST aus dem Sammlungsbestand des Künstlers und präsentiert Schlüsselwerke seiner künstlerischen Entwicklung bis heute. 

Um die künstlerische Entwicklung, die gestalterischen und inhaltlichen Schwerpunkte Jürgen Welkers aufzuzeigen und diese in den biographischen und künstlerischen Zusammenhang zu stellen, exponiert die Werkschau drei Perioden seines Schaffens. 

TECHNIK

Die Konstante in seinem Gesamtwerk bleiben bis heute Technik und Material. Seit Beginn seiner Auseinandersetzung mit der Kunst arbeitet er in Acryl auf Leinwand und Zeichnung auf Papier. Welker hat dabei einen unvergleichlichen Reichtum an Ausdrucksformen ausgebildet. Er verwendet teils selbst hergestellte Acrylfarben, experimentiert mit Oberflächen- und Strukturen, mit Glanzeffekten durch den Auftrag von Gold oder Lava-Schwärze und mit pastos bis zur Reliefhaftigkeit aufgetragener Farbe. Eine besondere Rolle spielt dabei seine Lasur-Technik. 20-30 Schichten erreichen die Arbeiten, bis schließlich der gewünschte Charakter und Ausdruck zur Entfaltung gebracht ist. 

Dem ständigen Ringen zwischen Impulsivität und geplanter konstruktiver Bildkomposition begegnet der Künstler häufig durch Serien von Skizzen und Vorzeichnungen mit Tusche und Bleistift, die in der Reduktion auf das Wesentliche als Kunstwerke ihre eigene Gültigkeit und Qualität entwickelt haben. Sie lassen die Grenze zur Malerei fast schon verschwinden und gehen dem Schaffensprozess als unmittelbares Zeugnis der Inventionsphase und des schöpferischen Impulses voraus.


Werke aus früheren Schaffensphasen

O.T./160 x 140 cm/2008

O.T./140 x 110 cm/2005

O.T./140 x 110 cm/2011 

Graue Figuren/160 x 80 cm/2011

Mensch und Gemeinschaft
Vom Portrait zur freien Figurenmalerei 

Aus der ersten Phase seines Schaffens sind Werke zu sehen, in denen sich Welker - ausgehend vom Selbst-Portrait, vom Paarportrait und von entlarvenden Charakterstudien - schließlich dem abstrakt Figurativen widmet. Er beschreibt seinen Weg, als eine Abwendung vom Individuum, vom Typus einer Figur hin zur Gruppe, zu den sozialen Zusammenhängen und Beziehungen innerhalb einer Gesellschaft. Aus dieser Phase werden großformatige, farbige Kompositionen ausgestellt, die Figuren in einem architektonischen Raster, einer klar vorgegebenen Ordnung zeigen. So sieht man in einem von leuchtenden Komplementärfarben erfüllten, nicht näher definierten Raum überlängte Figuren in farbigen Bildkästen. Den energetisch und emotional pulsierenden Rot- und Orangetönen der Bildräume stehen einige Rechtecke gegenüber, die in ihrem verhaltenen Blaugrau von der Welt der Phantasie, des Träumerischen, des Unerreichbaren erzählen. Gezeigt werden anonymisierte Menschen in Bewegung, die scheinbar beliebig miteinander in Verbindung stehen und aus dem engen Korsett des „gesellschaftlichen“ Rasters nicht auszubrechen vermögen. 

In Gemeinschaft und doch vereinzelt, halten sie sich an der Hand, stützen sich aufeinander, folgen einander oder wenden sich voneinander ab.

Sie prägen sich nicht aus in ihrer sinnlichen Körperlichkeit und individuellen Empfindsamkeit, sondern bleiben dem sie umgebenden Raum ausgeliefert, nehmen teils sogar selbst die Farbe des Raumes an. 


Die Bilder sprechen eine klare Sprache: es geht um das Thema Mensch und Gemeinschaft, auch um das Thema Konvention und Freiheit des Individuums, um das Sichtbarmachen von der Wahrheit der Gefühle – Themen, die in ihrer Aussagekraft und Gültigkeit zeitlos sind und auch mit dem Erleben des Künstlers in dieser Schaffensphase in Verbindung gebracht werden können. Persönliche Schicksale stellen ihn von Kindheit an immer wieder vor die Herausforderung sich zwischen Pflicht und familiärer und sozialer Verantwortung über die Kunst den Weg in die Freiheit zu bahnen. Seine Malerei ist vor diesem Hintergrund auch als kompromissloser Widerstand und Befreiung aus gesellschaftlichen Zwängen zu verstehen. Ehe und die Geburt des Sohnes gaben einen neuen Rahmen, in dem Werke entstanden, die sich mit Themen wie Mann und Frau, Mutter und Kind auseinandersetzten, die in bewegenden Charakterstudien und Zeichnungen in der Ausstellung zu sehen sind. Hier dringt der Künstler Welker mit wenigen Strichen gekonnt zum Wesen menschlicher Beziehungen vor. 

Werke aus der Gegenwart

Titel: O.T./200 x 150 cm/2025/24/3 

Von der Landschaft zur Abstraktion 

Radikal und kompromisslos gestaltet sich dann auch der Aufbruch in die nächste Phase seines Schaffens, die Jürgen Welker von der Landschaftsmalerei zur Abstraktion führt. Zunächst faszinieren ihn die Impressionen der Voralpenlandschaft mit ihren unendlichen Lichtspiegelungen in den Bergen und rund um den Tegernsee. In dieser Zeit entstehen zunächst kleinere Formate, in denen er immer freier mit der Farbe experimentiert. Eher zufällig reflektieren diese Arbeiten Impressionen der ihn umgebenden Landschaften. Schemenhaft taucht ein Schiff am Horizont auf und kennzeichnet den Aufbruch in eine neue Epoche seiner Kunst. Die Schiffe exponieren sich nicht als Bildgegenstand, sind eher Taktung und Anker für das Bild, das in Farbgestaltung und Pinselduktus immer offener wird. Zunächst lässt Welker der Farbe freien Lauf. In vielen Schichten und unterschiedlichen Konsistenzen bringt er die Acrylfarbe auf die Leinwand auf, so dass sie pastos modelliert wird oder auch einfach fließend in ihrer natürlichen Schwerkraft auf der Leinwand geführt wird. Farbe um Farbe wird aufgetragen, übermalt und schließlich mit dünnen Lasuren zu einem Gesamtkunstwerk zusammengeführt. 

Auf einer Entdeckungsreise durch das Bild, leuchtet die Vielfalt der kraftvollen Farben auf und enthüllt dem Auge des Betrachters seine verborgene Schönheit und Energie. Das lustvolle Eintauchen in Farbräume findet im Bildgrund statt. Bis zu 30 Lasuren sind notwendig, bis das Bild seine Tiefe und Explosionskraft erreicht. Welker wird geleitet von seinem sicheren Gespür für Farbbeziehungen. Er verliert sich nie in beliebiger Buntheit, sondern arbeitet Farbbeziehungen heraus, die miteinander interagieren und durch dünne Lasuren Leuchtkraft und Charakter gewinnen. Welkers Bilder tragen bewusst keine Titel und doch ist der Betrachter eingeladen, sich in der Projektionsfläche zu verlieren und Elemente eines Naturerlebnisses frei zu assoziieren – mag eine Welle, ein Horizont, eine Berglandschaft gemeint sein? Wir wissen es nicht, aber wir haben die Freiheit, uns darin zu verlieren. 

Titel: O.T./210 x 115 cm/2024/12/2

Freie Malerei und Monochromie 

Die vorläufig endgültige Befreiung von Gegenständlichem und Figurativem war ein weiterer Meilenstein im Opus Jürgen Welkers. Welker wendet sich erneut Großformaten zu und es entstehen Werke, die der eigenen Stimme folgen und auf die Leinwand das projizieren, was den Künstler von innen heraus bewegt. Das Bildwerk als expressiver Niederschlag der eigenen Stimme und Erfahrung wendet sich ab vom Gesehenen hin zum subjektiv Gefühlten. Es ist die Suche nach der Essenz des Lebens, die sich in diesen Bildern ausdrückt. Eine Konsequenz ist die Einschränkung der Farbpalette in seinen jüngsten Werken. In seinen nahezu monochromen Schwarz-Weiß Arbeiten der jüngeren Zeit taucht Welker in eine neue Ausdrucksform, die auf Reduktion setzt. Farbe taucht hier, wenn überhaupt, als vertiefendes Element des Monochromen auf. 

Die bewusste Beschränkung der Farbpalette lenkt den Blick auf die Bewegungskraft und den Entstehungsprozess der Arbeiten. Es ist die in Farbe oder Nicht-Farbe getauchte Energie des Künstlers selbst, die aus diesen Werken spricht, wenn Hell und Dunkel-Kontraste, Ruhe und Bewegung, lastende Schwere und luftige Leichtigkeit miteinander um die Vorherrschaft im Bild ringen. Was im Auge des Betrachters ein dynamischer Prozess zu sein scheint, ist in Wahrheit ein extrem zeitaufwändiger Vorgang, den Welker selbst als fast zen-buddhistischen Prozess begreift. Die Farbe wird auf sehr dünnen Lasuren aus Marmormehl und Alabastergips aufgetragen, so dass die Farbe ganz langsam in den Bildträger einsickert. Dadurch entstehen Perl, Fließ-, und Spritz-Effekte, die eine eigene Bilddynamik erzeugen. 

Text: Bettina Gaebel I Presse und Marketing, RAUMdurchKUNST