HEINZ STOEWER
Maler I 14.9. - 30. 1.2024
Der 1955 in Frankfurt geborene Maler Heinz Stoewer reflektiert in seinen Bildern das Thema Mensch und Natur und zeigt das Menschsein als Teil der zerbrechlichen Natur. Er portraitiert den männlichen Körper inmitten von vegetabilen Elementen, ohne seine Persönlichkeit preiszugeben, denn er ist in erster Linie Mensch und in seiner entpersonalisierten Unversehrtheit und Schönheit Teil des komplexen Systems Natur und gleichzeitig im Schutzraum der Natur.
Künstlerische Ausbildung:
2013 - 2014 Studium Malerei an der Int. Sommerakademie für Bildende Kunst Salzburg
2004 - 2007 Seminare an der Reichenhaller Akademie, Bad Reichenhall
2002 – 2005 Studium 'Freie Malerei', Kunstakademie Esslingen
Einzelausstellungen:
2024 „It takes two to tango“,Kunstturm Wolfratshausen (mit Ursula-Maren-Fitz)
2022 „unlimited“, Galerie f.zeitgenössische Kunst, Stadtmuseum Bad Tölz (mit AntoniaLeitner)
2019 „too hot to move“, Halle 50, Domagkateliers, München (mit Patrizia Zewe) 2018 'Retrospekt', Galerie Huber, München
Gruppenausstellungen:
2024 Große Kunstausstellung Wasserburg - ArtMuc-Kunstmesse München - Kunstpreis Sparkasse Karlsruhe
2024 – Tegernseer Kunstausstellung
2023 Kunstpreis Sparkasse Karlsruhe
2023 -Tegernseer Kunstausstellung – Round table 5 Benefizauktion, Berlin
2022 Bayrischzeller Kunstausstellung - Kunstmesse Ingolstadt
2021 „Kraftwerk(e)“,Künstlervereinigung Lenggries
2019 „stir it up“, Elsa Artspace, Bielefeld
2018 „transparent“, Kunstverein Rosenheim - 'Show up 5' Kunststudio Hoppe, Braunschweig
Avatar I Öl auf Leinwand
120 Days Of Salo I Öl auf Leinwand
Dried Rose I Öl auf Leinwand
Heinz Stoewer - Ein Beitrag von Kunsthistorikerin Bettina Gaebel MA
Die Beschäftigung mit Vergänglichkeit, der subtilen Symbolik der Natur und die kritische Auseinandersetzung mit sozialen Themen wie queeren Lebensentwürfen machen die Arbeiten Stoewers vielschichtig und tiefgründig. Seine Figuren sind oft eingebettet in abstrakte Naturkulissen, thematisieren sowohl die Schönheit als auch die Zerbrechlichkeit des menschlichen Körpers und seiner Umgebung.
Es erinnert an das verlorene Paradies, wenn seine männlichen Rückenakte als Torsi plastisch in die Bildmitte gesetzt werden, umgeben vom geordneten Chaos tropischer Natur.
Der menschliche Körper im Naturkontext ist ein wiederkehrendes Bildmotiv. Dabei geht es nie um die personalisierte Darstellung des menschlichen Aktes, sondern um deren Verschmelzung mit der natürlichen Umgebung. Die Arbeiten zeigen Männerkörper in einer Umgebung, die durch Details im Schutzraum der Natur geborgen sind. Die anatomische Darstellung der Körper wird durch ihre expressive nicht naturalistische Farbwahl (pastellblauer Körper) und ausgeprägter Plastizität modelliert. Die Farbe beschreibt nicht, sie vermittelt eine emotionale Qualität. Er arbeitet mit Komplementärfarben, pastelligen Tönen und kräftigen Akzentfarben, die den Körper in eine harmonische Beziehung zu seiner Umgebung setzen.
Im Kontrast dazu bleiben die vegetabil tropischen Naturdarstellung gleich einem Hintergrund, der nur dann aus der Fläche heraustritt, um alles Intime und Individuell Identifizierbare zu schützen, in der Fläche. Das erinnert bisweilen an asiatische Landschaftsmalerei, in der mit der bewussten Nutzung von Raum und Leere gespielt wird. Oft bleiben Teile der Leinwand weiß oder unbemalt, was die dargestellte Pflanzenwelt – in eine offene, ruhige und meditative Atmosphäre versetzt. Diese Leere ist nicht Mangel, sondern Ausdruck der Harmonie zwischen Mensch und Natur.
Stoewers Werk stellt in vielen Arbeiten die Kreatur Mensch in den Mittelpunkt. Sie sind in ihrer Schönheit und in ihrer Verletzlichkeit Teil der Schöpfung und Natur. Sanfte Berührungen, die weiche Linienführung und das häufig im Pastelltönen gehaltene Farbklima evozieren eine zarte Bilderotik, die niemals in die Begierde mündet, niemals explizit wird, sondern von subtiler Sinnlichkeit erzählt und vom tiefen Respekt für den Menschen als harmonisch eingebundenes Wesen der Schöpfung , das die Natur nicht beherrscht, sondern in ihren vielfältigen Erscheinungsformen mit und in ihr lebt. Stoewer zeigt den Menschen also nicht als physisches Wesen, sondern auch als integralen Bestandteil der Schöpfung, stets in Resonanz mit der Natur.
Die Betrachter der Bilder sieht nicht, er spürt das Klima, die Haut, die Kühle des Wassers oder dort, wo nicht die Natur, Pflanzen oder Wasser die Figuren verhüllen, die Stofflichkeit einer roten Draperie. Damit verweist er auf ein Bildmotiv, das eine lange Tradition in der Kunstgeschichte hat und in Verbindung steht mit Machtsymbolik, Wärme, Opulenz und Erhabenheit.
In Heinz Stoewers Werk ist die rote Draperie mehr als ein bloßes dekoratives Element. Sie unterstreicht die Erhabenheit des menschlichen Körpers und bietet ihr gleichzeitig Schutz. Rotes Tuch in seinen Bildern ruft Assoziationen zur Kirchenmalerei hervor, wo es häufig verwendet wurde, um Heilige oder göttliche Figuren hervorzuheben und ihre göttliche Aura zu betonen.
Die Farbe Rot selbst trägt dabei eine doppelte Bedeutung: Sie steht für Leben, Blut und Leidenschaft, aber auch für Verletzlichkeit und Gefahr. In Kombination mit den sanften, fast ätherischen Körperdarstellungen in Stoewers Werken schafft die rote Draperie ein Spannungsverhältnis zwischen der physischen Macht und der Zerbrechlichkeit des menschlichen Individuums. So wird sie zu einem zentralen Element, das sowohl visuell als auch inhaltlich eine starke Wirkung entfaltet, indem sie den Blick des Betrachters auf die Körper und ihre intime, Verbindung zur Natur lenkt.
Ein weiteres zentrales Thema in Stoewers Werk ist die Vergänglichkeit. Im Bild „Dried Rose“ greift er auf das klassische Vanitas-Motiv zurück, das die Vergänglichkeit des Lebens und die Verehrung der Schönheit thematisiert. Hier spielt er mit der Symbolik der Rose, die, verblühend und welkend, eine fragile, vergängliche Schönheit darstellt. Die zweidimensionale Darstellung der Blume unterstreicht das Thema der Vergänglichkeit und verweist auf den temporären Charakter aller Dinge.
In einem Werk Amazonia thematisiert Stoewser den Verlust wertvoller Vegetation. Hier spiegelt sich seine Faszination für die fragile Schönheit der Natur und das Anliegen wider, sie zu bewahren. Die Konturen reißen förmlich auf, brechen auseinander.