ANTONIA LEITNER, Bildhauerin

Bronze-, Gips- und Edelstahlskulpturen
Kunstinstallation I 14.9. - 30. 10.2024

Die Bildhauerin Antonia Leitner formt aus glänzender Bronze, Edelstahl oder auch Gips Skulpturen, die nur gelegentlich an Gegenständliches, Konkretes erinnern. Es sind amorphe, surreale, weiche Formen, wie sie die Natur selbst geformt haben könnte. Die Natur als Schöpferin des Schönen wird bei Antonia Leitner zum zentralen Bildmotiv. Neben kleineren Formaten wird im Kubus des RAUMdurchKUNST eine große Kunst-Installation zu sehen sein. 

2023 Tassilo-Kulturpreis der Süddeutschen Zeitung 
2022 Anfertigung einer Kleinplastik für die Kulturpreisverleihung der Stadt Geretsried 
2022 Kunstförderpreis des Landkreises Bad Tölz-Wolfratshausen 2018 Diplom für Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste München 
2012-2017 Studium der Freien Kunst an der Akademie der Bildenden Künste München 
2010-2012 Rainer-Werner-Fassbinder-Fachoberschule für Gestaltung München seit 
2010 Freischaffend u.a. im Bildhaueratelier mit Bronzegusswerkstatt von Otto Wesendonck in Waakirchen 2007-2010 Ausbildung zur Steinmetzin und Steinbildhauerin in Bad Tölz 
1992 geboren in Bad Tölz 

Duo 1 I Gips

Apate I Bronze

Duo 3 I Bronze

Antonia Leitner - Ein Beitrag von Kunsthistorikerin Bettina Gaebel MA

Antonia Leitner ist die Kunst in die Wiege gelegt, aufgewachsen in einer Künstlerfamilie hat sie sich zunächst zur Steinmetzin ausbilden lassen. Der handwerkliche Gestaltungsprozess hat sie von Anfang an interessiert. Von hier aus entwickelte sie ihre Künstlerlaufbahn zunächst in der Rainer Werner Fassbinder Schule für Gestaltung. Ein Praktikum führte sie zum Bildhauer Otto Wesendonck, der ein wichtiger Impulsgeber war und ist und in dessen Werkstatt sie bis heute ihre Bronzen gießt. 


Ausgangsobjekte sind Gegenstände, die sie in der Natur findet und die sie zunächst in Gips oder Ton nachmodelliert und in Bronze gießt oder aus Edelstahl formt. Antonia Leitner geht es nicht um eine deskriptive Kopie der Natur. Sie lässt sich auf die Kontur, auf die Oberfläche von Knochen, Steinen oder Feuersteinen ein und entwickelt aus den gefundenen Formen, die sie in Gips oder Ton überträgt und durch Anfügung, Schliffe und Abtragungen vergrößert oder verfremdet eine neue Gestalt. Die Kräfte und Formen der Natur aufnehmend tritt sie im Moment der Modellierung in einen gestalterischen Dialog mit dem Material und entwickelt abstrakte Formen, die wiederum eine ganz eigene figurative Anmutung gewinnen können. So wird aus einem Knochen die Kontur einer Figur, eines Körpers, eines Rückens oder zweier Körper, die spielerisch umeinander werben und ihre eigene Seele entwickeln.        

Für Leitner steht der schöpferische Prozess im Mittelpunkt, sie beschreibt ihn als einen iterativen Weg, der sehr viele Arbeitsschritte beinhaltet und bei dem sie sich auf die Wechselwirkung zwischen Naturkräften und menschlichem Gestaltungswillen vollkommen einlassen muss und bei dem sie einem inneren Fahrplan folgt. Es gibt keine Skizzen oder Zeichnungen von ihren Skulpturen. In der Naturphilosophie wird die Natur oft als ein autonomer Schöpfungsprozess verstanden, in dem Formen und Strukturen spontan und ohne Eingriff des Menschen entstehen. Leitners Werke greifen diesen Gedanken auf, indem sie natürliche Formen wie Steine, Knochen oder Feuersteine als Ausgangspunkt ihrer künstlerischen Arbeit verwenden. Sie macht sichtbar, was in der Natur bereits vorhanden ist. Der philosophische Gedanke der Mimesis – der Nachahmung der Natur – wird in ihrem Werk auf eine neue Ebene gehoben: Leitner imitiert nicht, sie entfremdet und transformiert. 

In ihrer Kunst nimmt Leitner das Verborgene, das im Stein oder Knochen liegt, und bringt es durch die Vergrößerung und Transformation ans Licht. Sie macht unsichtbare Strukturen sichtbar und verweist so auf das Geheimnisvolle und Unerklärliche, das in der Natur verborgen liegt. Ihre Werke lassen uns über die Grenzen unseres Verständnisses der Natur nachdenken – wir können nicht nachvollziehen, wie diese Formen ursprünglich entstanden sind, und doch erkennen wir etwas Menschliches in ihnen.

Lassen Sie mich noch einen Blick auf die Installation und die so beeindruckende Oberflächenbehandlung ihrer Arbeiten eingehen. 


In ihren Werken spielen Spiegelungen kontrastierend mit rauen Oberflächen, die wie behauen wirken, eine große Rolle. Sie arbeitet mit Legierungen, verschweißt die Elemente und poliert sie, bis sie ihre Umgebung mal verzerrt, mal verschmelzend wiederspiegeln 


Die glatten polierten Oberflächen der Bronzearbeiten, spiegeln das Verhältnis zwischen dem Sichtbaren und dem Unsichtbaren. Was wir im Spiegel sehen, existiert nur als Reflexion, nicht als greifbare Wirklichkeit. Dieses Phänomen lässt an Platos Höhlengleichnis denken, in dem die Menschen nur die Schatten der Realität sehen und diese für die wahre Welt halten. Die spiegelnde Oberfläche ist eine Art von Illusion, die uns eine verzerrte, oft idealisierte Version der Realität zeigen. Die Reflexionen sind immer abhängig vom Standpunkt des Betrachters und verändern sich mit jeder Bewegung – sie sind flüchtig und nicht greifbar. In der Installation wird dieser Effekt besonders deutlich.